Akademieloch II oder, das Sehnen nach Leben.

22 08 2011

Und ich hatte schon fast gedacht, ich hätte es hinter mir…
Dass das Leben doch gar nicht so schwer ist. Ich hatte irgendwie meinen Frieden damit geschlossen, dass andere nicht verstehen können und wollen, wie die Akademie war und wie gut das tat. Und wie sehr ich es vermisse.

Ich hab mich viel abgelenkt. Auch, wenn es schwer war, wieder Anschluss zu finden habe ich mich mit den Freundinnen getroffen. Habe mir Baggersee und Ostsee Geschichten angehört, habe gelacht über ihre Insider, habe versucht nicht daran zu denken, dass sie das nicht für mich tun wollten. Habe, ich gebe es zu, nicht wirklich versucht, mit meinem Freund noch einmal darüber zu reden, aber das werde ich noch tun. Wenn er etwas weniger im Stress ist, wenn er nicht so oder so die ganze Zeit schon ein gespannter Flitzebogen ist.
Ich habe versucht, die Akademiezeit auszublenden. Es wie ein Buch angesehen, das ich gelesen habe.
Habe viel gelesen. Ein T-Shirt aufgewertet, ein bisschen aufgeräumt, meinen Nano-Roman ausgedruckt. An dem bin ich im übrigen verzweifelt… Ich habe mir verboten, Zeit zu haben um auf die Uhr zu schauen und zu denken ‚In der Akademie wäre jetzt dass und das dran gewesen!‘
Lediglich einen Abend lang, tat eine alte Wunde weh. Beraubt habe ich mich gefühlt, von jemandem, der mich, glaube ich abgrundtief hasst. Und der wohl erst nach und nach da ausziehen wird, wo er irgendwo in meiner Seele lebt. Dessen Nische in meinem Leben ich wohl doch noch nicht ganz ausgeräuchert habe.

Und dann kam heute. Und heute war ein guter Tag, der damit anfing, ganz früh neben meinem lieben Menschen einzuschlafen und einige Male neben ihm aufzuwachen, ein bisschen glücklich. Und dann, als der liebe Mensch zur Arbeit musste, kam der Heimweg. Bei guter Musik und Stadtverkehr. Und dann kam ein Ausflug in ein Möbelhaus mit einer Freundin. Und dann das allein sein.
Meine Freundinnen hatten Leute kennengelernt, im Urlaub. Und diese feierten heute einen Geburtstag. Mit meinen Freundinnen. Eine andere Freundin ist im Urlaub, mein Problemmädchen suhlt sich lieber in ihren Problemen als etwas mit mir zu unternehmen.

Es ist so unangenehm, alleine zu sein, wenn man nicht vorhatte, alleine zu sein. Klar, ich wusste, dass mein lieber Mensch arbeiten muss und hinterher kaputt ins Bett fallen wird. Ich wusste, dass die eine Freundin im Urlaub ist und auch die Party war meinen Ladies vergönnt. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass die eine Freundin zu nichts mehr bereit war. Ich bin enttäuscht gewesen und habe mich umso einsamer gefühlt.
Die Gedanken an die Akademie kamen wieder. Klar, verdrängen gilt nicht… Und der Wunsch, irgendwas zu tun wuchs und wuchs. Und dann konnte ich mich doch zu nichts motivieren… Es ist schrecklich mit mir. Ich finde mich selber mädchenhaft und nervig. Ich gehe mir selber auf den Keks und mag gar nicht erst wissen, wie es mit meiner Umwelt aussieht. Ich sehe mich nach meinem Schneckenhäuschen. Und nach der Geborgenheit des Alltages. Oder der Akademie.
Ich sehne mich so oder so ziemlich viel. Nach lachen, nach Spaß, nach Freude und Freunden, nach allem.

Vielleicht sollte ich wieder anfangen zu schreiben. Lyrik oder Prosa. Oder ganz was anderes. Vielleicht sollte ich wieder anfangen zu malen. Aber das war stets unbefriedigend… Vielleicht sollte ich wieder anfangen zu Leben. Ohne zurück zu schauen.
Das hier reicht mir im Moment nicht. Ich habe das Gefühl, dieser/dieses Blog ist stümperhaft. Ich würde das selber niemals lesen. Das ging mir einige Zeit lang anders. An einem anderen Ort. Mir fehlen Bilder und das Bunte. Und der Antrieb. Wo bin ich nur geblieben auf diesem Weg?
Jemand hat mir geraten lieber Tagebuch auf Papier zu führen, aber dafür bin ich zu antriebslos. Außerdem – ich selber werde es nicht lesen und was soll ich mit einem Buch voller Dinge, die ich eh im Kopf habe? Hier habe ich wenigstens die Illusion, jemand würde lesen, was ich verzapfe…

Ich danke euch… das hier tat ein bisschen gut…
ergeben und dankbar, Frl.Schnecke.


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4 responses

23 08 2011
Federkiel

Liebes Schneckchen,
so ein offline Tagebuch hat die gleiche Funktion wie dieses online-Tagebuch – was da drin steht, spukt nicht mehr so durch den Kopf. Durch das Handschriftliche ist es intimer als ein Blog. Ich mags immer sehr gerne 🙂
Und sei nicht so hart zu Dir – jeder hängt mal durch und hat zu nichts Lust, gerade wenn man einer schönen Zeit nachtrauert. Ich habe das manchmal nach einem langen Urlaub. Normalerweise empfinden die anderen das gar nicht so, da steckt man selbst immer am meisten drin. Das Gute ist, das vergeht mit der Zeit, und die schönen Erinnerungen bleiben zurück.
Und was das Schreiben angeht – ich mache das meistens so. Was kommt, muss raus, Lyrik, Horror, Liebesstory, egal was es ist 😀
Aufmunternde Grüße!

23 08 2011
Tänzerin

Ich finde das hier ist überhaupt nicht einfach nur sinnloses Geschriebsel bei dem du die Illusion haben kannst, dass es jemand liest. Ich lese dein Blog sehr gerne und finde es toll, denn ich persönlich könnte mich nie motivieren so etwas zu tun. Hab Tagebuchschreiben auch schon ein paarmal probiert und hat nie länger als eine Woche geklappt (wobei, da fällt mir ein, dass ich mein Auslandsjahr doch in einem Tagebuch festgehalten habe, aber sobald ich zu Hause war, wars auch damit wieder vorbei…). Zum Camploch kann ich nur sagen: Auch schon oft erlebt und keine Ahnung wie man es am besten bekämpft. Vielleicht hilft ein bisschen aushalten und dann vergessen (auch wenn es wehtut) besser als verdrängen. Aber es ist nie schön, egal wie. Wünsch dir viel Kraft dafür, dass du nach vorne schauen kannst!

25 08 2011
Conja

Ich lese deinen Blog zugegeben nur hin und wieder, aber ich lese allgemein wenig Blogs…

Jedenfalls, auch wenn ich deine Akadamieloch-Stimmung nicht aus eigener Erfahrung kenne, ich kenne dieses Loch nach dem Abi. Und wenn da dann noch dazu kommt, dass du auf der Akademie warst und deine Freunde das nicht nachempfinden können, das macht es nicht besser.
Ich war damals unendlich froh, als mein Mathevorkurs vom Studium losging: endlich wieder was zu tun, regelmäßig die selben Menschen treffen.
Ich kann dir auch keinen richtig sinnvollen, hilfreichen Tipp geben, was du machen kannst, aber ich denke, dass es vorbeigeht, eben wenn wieder etwas sinnvolles anfängt. Ferienzeiten sind nach solchen Dingen wie Akademie immer das schwierigste…
Aber du schaffst das schon! Kopf hoch!
(Und wie du siehst wird dein Blog doch gelesen :-))

31 08 2011
Biki

Klar liest es jemand 🙂 Gerne sogar!

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